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Nadine Brandes: Romanov

Cindy

Nadine Brandes geht in “Romanov” der Frage nach, ob Anastasia wirklich ermordet wurde oder doch überlebt hat. Es ist ein historischer Fanatsyroman, der geschickt Fakten und Fantasie verknüpft.

Wer mit der Geschichte der Romanovs, der letzten Zarenfamilie Russlands, vertraut ist, weiß, welch grausames Ende sie erlitten haben. Ich war natürlich gespannt, wie Brandes die Ermordung der Zarenfamilie einbauen und welchen Stempel sie ihrer Anastasia-Geschichte aufdrücken würde.

Das Buch ist aus Anastasias Perspektive geschrieben. Zusammen mit ihrer Familie befindet sie sich am Anfang im Exil in Tobolsk. Ihr Vater Zar Nikolai wird als sehr gütiger Mensch dargestellt, der nur das Beste für sein Land im Sinn hat. Er predigt seinen Kindern stets, dass sie den Bolsheviken für ihre Taten Vergebung entgegenbringen sollen. An solchen Stellen hat man stark den religiösen Einfluss der Autorin gemerkt. Nächstenliebe und Vergebung sind zentrale Themen in “Romanov”. Doch trotz dessen, dass sie sehr präsent sind, ordnen sie sich gut in die Geschichte ein und unterstreichen die Eigenschaften der Charaktere.

 

Romanov Thomas Nelson - Nadine Brandes: Romanov
@Harper Collins

“The bond of our hearts spans miles, memory, and time.”

Nastya ist eine sehr leidenschaftliche Protagonistin. Sie würde für ihre Familie alles tun, ist aber auch zu Späßen aufgelegt. Trotz des Exils und der trostlosen Lage der Romanovs verliert sie ihren Lebensmut und ihre Fröhlichkeit nicht.

Die erste Hälfte der Geschichte orientiert sich sehr stark an historischen Fakten. Die Verlegung der Romanovs von Tobolsk nach Ekaterinburg wird thematisiert sowie deren Aufenthalt im Ipatiev-Haus. Der größte Teil der Geschichte spielt sich in diesem Haus ab. Dabei merkt man, wie wichtig ein guter und flüssiger Schreibstil ist, denn man fliegt durch die Seiten, obwohl wenige spannende Dinge passieren. Brandes Stil ist sehr flüssig und leicht verspielt, sodass man sich sehr gut in Nastya einfühlen kann. Ihre teils naive Denkweise kommt gut zum Tragen genauso wie ihr Rationalismus.

Obwohl die Romanov-Familie sehr romantisiert und als unschuldig dargestellt wird, findet in dieser Geschichte kein schwarz-weiß-Denken statt. Die Bolsheviken sind nicht die Bösen, sondern die Autorin versucht beide Seiten ausreichend zu Wort kommen zu lassen.

Sie bringt natürlich auch eine Liebesgeschichte mit ein. Der junge Bolshevik Zash kämpft mit seiner Verantwortung und seinen Gefühlen für Nastya. Er ist eine durchaus interessante Figur, die für die ein oder andere Überraschung gut ist.

Das fantastische Element der Geschichte, die Magie, kam mir persönlich ein wenig zu kurz. Es ist ein originelles Magiesystem, über das ich gern mehr erfahren hätte. Es blieben da einige Fragen offen.

Generell war “Romanov” eine packende und originelle Neuerzählung des Anastasia-Mythos, auch wenn mir zum Ende hin das gewisse Etwas gefehlt hat. Ich habe eine Menge Gefühle beim Lesen durchlebt, mitgefiebert und mitgelitten. Wer sich eine historisch akkurate Geschichte erhofft, der ist hier fehl am Platz. Die Autorin hat die Fakten mit Fantasie überzogen und eine eigene Wirklichkeit erschaffen, in der man sich durchaus für einige Stunden verlieren kann. Der Schreibstil ist der größte Pluspunkt der Geschichte, denn man fliegt durch die Seiten. Die Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet, wenn auch ein wenig romantisiert. Doch im Großen und Ganzen eine sehr lesenswerte Geschichte.

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