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Elisabeth Beer: Die Bücherjägerin

Cindy

„Die Bücherjägerin“ von Elisabeth Beer hat mich primär deshalb neugierig gemacht, weil Protagonistin Sarah Antiquitätenhändlerin (sprich Bücherjägerin) und Restauratorin ist. Schon in den ersten Kapiteln, als vom Lösen der Bindung und vom Papieranfasern die Rede war, war ich (als Buchbinderin) hin und weg. Und dann lebt Sarah auch noch in der Villa ihrer Tante, die die gleichen Berufe/ Leidenschaften hegte und ziemlich viele seltene Bücher und Antiquitäten besitzt. Diese Konstellation erinnerte mich an eine Mischung aus Elinor und Mortimer aus „Tintenherz“.

Sarah ist eine Figur mit Eigenarten, die sie sehr liebenswürdig machen. Ein wenig wie Temperance Brennan aus der Serie „Bones“ ist sie absolut rational und immer ein wenig verwirrt, wenn Menschen nicht das sagen, was sie meinen und sich in ihr Gefühle regen. Das sorgt für sehr amüsante, aber auch herzzerreißende Momente. Nach dem plötzlichen Tod ihrer Tante hat Sarah zu kämpfen. Mit dem Geschäft, dem Verlust, der Distanz zu ihrer Schwester und sich selbst. Dann steht Ben, Bibliothekar aus London vor ihrer Tür und bittet sie, mit ihm zusammen ein verschollen geglaubtes Fragment einer alten Karte zu finden. Ganz eindeutig hatte ihre Tante Amalia da ihre Finger im Spiel, denn sie hat Ben erst darauf gestoßen. Nun beginnt eine Art Kartenjäger-Roadtrip über Frankreich nach London.

Ich habe diese Geschichte sehr genossen und das hat mehrere Gründe. Einerseits sind die Charaktere liebevoll geschrieben. Sie haben alle Makel und verhalten sich nicht immer korrekt gegenüber anderen, doch daran wachsen sie und man wird gegen Ende von der ein oder anderen Charakterentwicklung sehr überrascht! Sarahs Innenleben kennenzulernen war eine spannende Erfahrung. Im Nachwort kann man lesen, dass Beer überlegt hat, Sarah als Autistin zu definieren, es dann aber verworfen hat. Deswegen hat ihre Art zu denken und zu handeln keinen Namen und das braucht es auch nicht. Wie Amalia gesagt hat, es ist nichts falsch mit ihr. Ich habe sie von Anfang an in mein Herz geschlossen und fand es bewundernswert, wie sie sich bis zum Ende hin selbst treu war.

Ben und Amalia genauso wie Jean sind sehr schöne Nebencharaktere, die so viel in die Geschichte einbringen. Es geht nämlich nicht nur darum, dass Sarah aus ihrem Schneckenhaus herauskommt, sondern auch um die Vergangenheit. Sarah arbeitet auf ihrem Roadtrip vieles auf und fast jedes zweite Kapitel entführt in ihre Kindheit oder Jugend. Dadurch wurde sie sehr vielschichtig und auch Amalia nimmt viel Raum ein, trotz dessen, dass man schon zu Beginn weiß, dass sie tot ist.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und natürlich stecken in einem so bibliophilen Buch allerlei schöne Sätze über Bücher und Papier. Es haben einige Klebezettel den Weg in das Buch gefunden.

Bis zum Schluss hat mich die Geschichte rund um das Kartensegment gefesselt. Ich wusste nicht so wirklich, was mich erwartet und wie es ausgehen könnte und war am Ende sehr überrascht… und irgendwie auch nicht, denn es hat sich alles so harmonisch ineinander gefügt.

Ich hoffe, Elisabeth Beer schreibt weitere Bücher, denn ich bin gespannt, wohin sie uns als nächstes mitnimmt. „Die Bücherjägerin“ hat mir richtig gut gefallen!

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