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Giles Kristian: Lancelot

Cindy

„Lancelot“ von Giles Kristian ist definitiv kein schnöder historischer Roman, bei dem man sich zwingen muss, weiterzulesen. Es ist eine epische (Helden-)Geschichte mit viel coming-of-age, found family und Drama. Aber alles hält sich die Waagschale und wer wie ich findet, dass die Beziehung zwischen Lancelot und Guinevere der interessanteste Aspekt der Artuslegende ist, der kommt hier voll auf seine Kosten.

Ich muss gestehen, die ersten knapp 100 Seiten sind sehr zäh und die Geschichte hat mich dort beinahe verloren. Aber der steife Beginn sollte euch nicht abschrecken, denn die Geschichte nimmt bald Fahrt auf. Wir begegnen Lancelot als Kind, Sohn eines Königs. Sein Heimatort wird überfallen und seine große Reise beginnt. Über Umwege landet er auf der Insel der Herrin Nimue, wo er Freund- und Feindschaften schließt. Es entstehen die wichtigsten Beziehungen seines Lebens und wenn man sich ein wenig mit der Artuslegende auskennt, dann kann man ahnen, was noch kommt. Generell benötigt man aber kein Vorwissen, da Kristian verschiedene Stoffe zu seiner ganz eigenen Geschichte umwebt. Ein Blick in das Nachwort lohnt sich auch sehr, denn dort beschreibt der Autor seine Motivation.

Zurück zum Plot: Lancelot wächst auf der Insel, doch sein volles Potential schöpft er erst im Kreis von Artus aus, dem er ungefähr in der Mitte des Buches begegnet. Seine Charakterentwicklung zu verfolgen hat unglaublich viel Spaß gemacht. Durch die Ich-Perspektive (gelegentlich unterbrochen durch Tier-Perspektiven) kennt man Lancelot sehr gut und durch die Dicke des Buches wächst er einem natürlich auch ans Herz. (Ich gebe zu, ich bin voreingenommen, denn Lancelot war schon immer mein liebster Ritter). Die Zeitsprünge der Geschichte sind relativ groß, aber man hat nie das Gefühl, etwas wichtiges verpasst zu haben. Alles fügt sich ganz harmonisch zusammen.

Die Geschichte wird von einer gewissen Grundspannung getragen, denn sobald Guinevere und auch Arthur auf den Plan treten, weiß man, dass die Situation auf irgendeine Art und Weise eskalieren wird. Dieses Wissen ist schmerzhaft und auch die Geschichte ist schmerzhaft, aber auch so wunderschön.

Was mich erstaunt hat, war die Fülle an Informationen zu Falknerei. Man kommt auch als Laie sehr gut mit und mir hat die Originalität daran gefallen.

9783453471764 Cover - Giles Kristian: Lancelot
Heyne

Ich hätte gut und gerne noch einmal 800 Seiten über Lancelot lesen können, vor allem weil sich diese 800 Seiten gar nicht so lang angefühlt haben. Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen, auch wenn es Kristian ab und an ein wenig zu blumig treibt (was er aber im Nachwort selbst eingesteht… sympathischer Typ, finde ich). Zum Glück wartet der Nachfolger „Camelot“ bereits, gelesen zu werden! Eine große Empfehlung von mir!

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