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Laure Eve: Neon Knights – Die zerbrochene Krone

Cindy

Bereits der erste Band der „Neon Knights“ von Laure Eve konnte mich sehr begeistern, und nach den Enthüllungen der letzten Seiten war die Vorfreude auf den zweiten Teil umso größer. An dieser Stelle daher eine große SPOILERWARNUNG für alle, die Band 1 noch nicht gelesen haben.
Red wurde als Mörderin des Königs eingesperrt, doch die Nachricht vom Tod des Monarchen wird unter Verschluss gehalten. Arts engster Kreis überredet den Hexenritter Wyll dazu, sich mit Hilfe seiner Magie als König auszugeben. So wollen sie sich Zeit verschaffen und das Königreich vor Chaos schützen. Wyll ist also eine der beiden Erzählperspektiven. Er war einer der interessantesten Charaktere aus dem ersten Band und ich fand es spannend, mehr über seine Vergangenheit zu erfahren. Denn da lauern so einige Dinge, mit denen ich nicht gerechnet habe und Abgründe öffnen sich, die mich schockiert haben.
Die zweite Perspektive klingt laut Klappentext nach Garad, wird aber von der geheimnisvollen Ghost eingenommen. In ihrem ersten Kapitel steht sie vor der Tür des Silbernen Engels, gerade knapp dem Tod entronnen, und beginnt, ihm ihre Geschichte zu erzählen. Dabei enthüllt sie, dass sie die Schwester der toten Finnavair ist und Garads Hilfe braucht. Nun entfalten sich wieder mehrere Zeitebenen. Ghost erzählt, wie sie die letzten zwei Monate verbracht hat. Dabei wird man tief in den Konflikt der Gottgleichen (diejenigen, die Magie wirken können) hineingezogen. Ghost begibt sich in die Unterwelt, um Gottgleiche zu jagen. Dabei kommt sie einer Verschwörung auf die Spur, die weite Kreise bis in den Palast hinein zieht. Es mag am Anfang ein wenig langwierig sein, diesem Handlungsstrang zu folgen. Doch sobald die ersten groben Zusammenhänge zu etwas viel Größerem erkennbar werden, ist man gefesselt. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie Wylls und Ghosts Geschichten zusammenfinden werden und wurde sehr überrascht.
Wyll hat nämlich ganz andere Probleme. Seine Gefühle für Red stehen ihm im Weg, da er nicht möchte, dass im Palast jemand von ihrer Verbindung erfährt. Weiterhin verfolgt er eigene Interessen, von denen niemand etwas weiß. Es stellt sich schnell heraus, dass der Hexenritter sehr viel vielschichtiger ist, als anfangs angenommen. Und er legt eine erschreckende Wandlung hin, die mich ziemlich mitgenommen hat.
Generell war dieser Teil gespickt mit dem Wissen, dass es nicht wirklich gut ausgehen kann. Man rast auf etwas zu, aber anders als beim ersten Teil hat man wenig Hoffnung auf einen guten Ausgang. Ich fand es etwas schade, dass Red fast vollkommen im Hintergrund verschwindet. Sie tritt kaum aktiv in Erscheinung und hat hier eine sehr undankbare Rolle. Ich glaube, da wäre mehr Potential drin gewesen.
Was mich wieder sehr positiv beeindruckt hat, ist die Sexualität der Charaktere. Die Übersetzterin Charlotte Lungstrass-Kapfer hat wieder wunderbare Arbeit geleistet, denn mit Garad und dem neuen Charakter Viviane stehen zwei Menschen im Vordergrund, die das Pronomen xier/xiem verwenden. Und das wurde nicht einmal falsch eingesetzt (soweit ich das beurteilen kann) und fühlte sich vollkommen natürlich an. Ich mag an dieser Welt sehr, dass es nur um Anziehung geht und nicht um das Geschlecht. So eine tolle queere (Fantasy)Welt habe ich noch nirgends gesehen.
Auch der Schreibstil hat mich wieder voll abgeholt. Es gibt keine unnötigen Ausschweifungen, man kann nicht zu viel vorher ahnen, aber gerade genug, um den Hauch einer Ahnung zu haben. Diesmal wurde auch ein weiteres Motiv der Artus-Legende prominent in den Mittelpunkt gestellt: der love-triangle. Und wer darin involviert ist, mag den ein oder anderen sehr überraschen.
Alles in allem empfand ich den zweiten band der Dilogie als würdigen Abschluss. Er war spannend, queer und hat mich durchweg gut unterhalten.

9783734163272 Cover - Laure Eve: Neon Knights - Die zerbrochene Krone
© blanvalet

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