Miriam Covi: Träume in Wildberry Bay
Cindy
Miriam Covi konnte mich bereits mit ihrer Whale Island-Reihe in ihren Bann ziehen. Sie schafft es immer aufs Neue, eine gemütliche Atmosphäre an der Küste Kanadas zu entwerfen und den Leser in eine Welt voller Seeluft und wunderschöner Natur zu entführen. Wildberry Bay habe ich genauso schnell liebgewonnen wie Whale Island.
Im Mittelpunkt der Handlung steht Florentine, die eigentlich aus Deutschland kommt und in München gewohnt hat. Nun zieht sie aber nach Kanada, um ihren alten Jugendfreund Jay zu heiraten und neue Wurzeln zu schlagen. Was der schönste Tag ihres Lebens werden sollte, entpuppt sich als wahrer Alptraum. Denn sie erwischt Jay dabei, wie er sie mit einem Mann betrügt und erfährt von seiner jahrelang verschwiegenen Homosexualität. Um Fragen zu entrinnen, flüchtet sie mit Jays Bruder Raven nach Wildberry Bay, wo sie als Kind sämtliche Familienurlaube verbracht hat. Dort versucht sie, ihr Leben neu zu ordnen und entdeckt, dass ihre alten Gefühle für Raven vielleicht immer noch vorhanden sind.
Ich muss gestehen, dass ich mit Flo nicht so recht warm geworden bin. Vor allem ihre Kurzsichtigkeit im Hinblick auf ihr Leben und ihre Situation haben mich manchmal gestört. Nichtsdestotrotz mochte ich die Geschichte. Der flüssige Schreibstil ist sehr erfrischend und es gibt keine langatmigen Passagen. Man erfährt Stück für Stück, wie die Kindheit der drei ausgesehen hat und dass Flo damals in Raven verschossen war und es ihm genauso ging. Doch wie es eine gute tragische Liebesgeschichte so will, sind beide nie zusammengekommen und denken, der jeweils andere könne sie/ihn nicht leiden.
Die Handlung wirkt etwas vorhersehbar, aber der schmückende Hintergrund von Wildberry Bay entschädigt dafür. Es gibt eine kleine eingeschworene Dorfgemeinschaft, die immer füreinander da ist und bei der man sich sofort gut aufgehoben fühlt. Und auch die Familie der beiden Protagonisten Flo und Raven spielt eine große Rolle. Es wird viel aus der Vergangenheit aufgearbeitet und ernste Themen mit viel Sensibilität angesprochen. Vor allem die queere Repräsentation hat mir enorm gut gefallen.
Mit der Sicht von Raven kam ich besser klar als mit der von Flo. Ich hätte zu gern mehr über sein Künstlerdasein erfahren, aber es warten noch zwei weitere Bände in der Reihe auf mich. Und ich bin mir sicher, dort neue und alte Charaktere wiederzutreffen.