Blog,  Rezensionen

Alexandra Flint: Kein Horizont zu weit (Tales of Sylt 1)

Cindy

„Kein Horizont zu weit“ war mein erstes Buch von Alexandra Flint und ich mochte es sehr gerne. Es ist eine schöne Geschichte, die den Trope „friends-to-lovers-to-strangers-to-lovers“ bedient, den ich sehr gerne lese. Das Setting Sylt macht die ganze Story noch um einiges interessanter. Flint zeigt, dass gute Geschichten keine aufregende Kulisse im Ausland brauchen, um zu überzeugen. Die Heimat kann genauso schön sein.
Die Geschichte wird aus der Sicht von Helena, genannt Leni erzählt. Sie macht im väterlichen Betrieb eine Ausbildung zur Schiffsbauerin und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihren drei besten Freundinnen auf der Insel. Als ihr ehemaliger bester Freund und ihre Jugendliebe Raffael nach fünf Jahren auf die Insel zurückkehrt, herrscht Chaos in Lenis Welt. Sie müssen zusammen an einem Projekt arbeiten, doch Raffael schiebt sie von sich und will nicht über das sprechen, was vor fünf Jahren passiert ist.
Natürlich gibt es eine ordentliche Prise Drama, aber es hält sich in Grenzen. Die Charaktere kommunizieren miteinander, drehen sich aber auch oft im Kreis. Ich hatte das Gefühl, dass einige Gespräche sich gedoppelt haben, um den Plot künstlich in die Länge zu ziehen. Auch an der Charakterkonstellation habe ich ein paar Kritikpunkte. Dass die Protagonisten alle privilegiert sind, dürfte von Anfang an klar sein. Eine eigene Werft, Hotelerbe und ein Haus auf Sylt? Willkommen bei der High Society in Deutschland. Wenn man sich drauf einlässt, macht es Spaß, aber ich hatte nie das Gefühl, dass die Charaktere sich bewusst sind, WIE privilegiert sie sind. Das fand ich ein wenig schade.
Das Freundinnen-Gespann war mir ein bisschen zu viel und zu dick aufgetragen, um den Leser für die Folgebände anzufixen. Kein NA-Roman kommt ohne diese beste-Freundinnen-Sache aus – nie gibt es Streit, immer nur Rückhalt und ach so großes Verständnis. Das empfand ich ein wenig realitätsfern.
Gefallen haben mir die Einblicke in die Werft und in Lenis Arbeit. Auch wenn hier wieder durchkommt, wie privilegiert (es tut mir leid, dass ich es so oft betone, aber es hat sehr gestört) sie ist. Raffael, genannt Rafe, wirkte anfangs ein wenig unnahbar, ist dann aber aufgetaut. Er hat mich, genau wie ein paar andere Dinge, sehr an die „Don‘t-Reihe“ von Lena Kiefer erinnert, nur mit ein paar Abzügen. Müssen Geschäftsführer, erfolgreiche Anwälte etc. immer Mitte zwanzig sein und durch ihre harte Arbeit oder ein Erbe zu Erfolg kommen? Ich würde wirklich gerne mal eine Geschichte lesen, in der der Weg zum Erfolg steinig ist und Berufserfahrung und andere Dinge eine Rolle spielen.
Aber ich möchte den Gesamteindruck durch meine sehr persönlich konnotierten Kritikpunkte nicht trügen. Es las sich sehr flüssig und rund, ich mochte das Setting sehr und hatte ein schönes Leseerlebnis.

b4a0eb110fc9e85183f008aedcb0c0e70bf32c063727a10f441466196e42a33f - Alexandra Flint: Kein Horizont zu weit (Tales of Sylt 1)
© Loewe Intense

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.