Katherine Arden: Die Hexe und der Winterzauber
Cindy
Der finale Band der Winternacht-Trilogie von Katherine Arden ist für mich leider ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückgeblieben. Der Einstieg war bereits alles andere als leicht, weil Wasja der Wut Moskaus und vor allem Konstantins ausgeliefert ist. Der wütende Mob, der von dem fanatischen Priester angestachelt wird, setzt ihr äußerst übel zu und Wasja ist ganz auf sich allein gestellt.
Natürlich überlebt sie, denn die Protagonistin kann ja nicht nach 50 Seiten sterben. Aber das „wie?“ war für mich nicht gut gelöst. Wasja wird hier körperlich wirklich übel zugerichtet und verlangt viel von sich, und das alles erträgt sie ohne körperliche Konsequenzen. Es war mir an vielen Stellen einfach zu unrealistisch und ich konnte mich nicht mehr einfühlen. Das war sehr schade, denn bis dato war die Reihe großartig! Dann kommt auch noch der Bär zurück, denn Morosko hat seine Freiheit für ihn geopfert, um Wasja zu retten. Dieses hin und her zwischen den beiden Brüdern war zwar immer präsent und gut, hier hat es mir aber zu viel Raum eingenommen. Das zentrale Thema, Wasjas Erbe und das Leben der Tschyerti im Einklang mit den Menschen, war als solches zu erkennen, wurde aber teilweise ziemlich hingezogen und an anderer Stelle ganz schnell abgehandelt. Beim Lesen entstand für mich das Gefühl, dass dieser Band noch etwas Zeit und Überarbeitung gebraucht hätte, da es der Geschichte an Klarheit fehlt.
Wasja trifft hier einige Entscheidungen, die (meiner Meinung nach) im Widerspruch zu ihrem Charakter stehen. Ihre Beziehung zu Morosko beispielsweise bleibt nach wie vor schemenhaft und ungewiss. Natürlich hat sie eine extreme Entwicklung von Band eins an durchlebt, aber dieses Buch hat mich im allgemeinen etwas unbefriedigt zurückgelassen. Die Autorin hat Entscheidungen getroffen, die ich als Leser sehr hart fand und mit denen ich nicht mitgehen konnte und wollte. Im Gegensatz zu den anderen zwei Teilen bin ich nicht durch die Seiten geflogen, sondern habe mehr gestockt. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch alles andere als schlecht! Die Folklore ist sehr dicht beschrieben, die Verschmelzung der Welten greifbar und Wasjas Geschwister nehmen viel Raum ein (okay, für meinen Geschmack hätte es gern noch mehr sein können). Für mich sind am Ende aber zu viele Ungereimtheiten gewesen und ich hab da noch ein paar offene Fragen, daher überwiegt leider die Enttäuschung.