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Coco Mellors: Cleopatra & Frankenstein

Cindy

Der Eichborn Verlag, der die deutsche Übersetzung dieses Titels herausbringt, wirbt mit dem Slogan „Platz da Sally Rooney, hier kommt Coco Mellors“. Eine gewagte Aussage, die mich als großen Rooney-Fan natürlich neugierig gemacht hat. Ich kann sagen, für mich persönlich kommt „Cleopatra & Frankenstein“ nicht an den schmerzhaft-schönen Stil von Rooney heran, aber die Themen sind ähnlich und die Charaktere ähnlich kaputt.

Cleo ist Mitte zwanzig und mit einem Studentenvisa in Amerika, wo sie Kunst studiert hat. Sie trifft am Silvesterabend auf den Mitte vierzigjährigen Frank, Businessman mit eigener Firma. Es ist keine Liebe auf den ersten Blick, eher eine Anziehung. Sie wollen das Unbekannte entdecken, verbringen Zeit zusammen. Nach einem halben Jahr heiraten sie. So kann Cleo weiter in den Vereinigten Staaten bleiben. Man hat zuerst den Eindruck, das diese Ehe bestehen kann, dass beide auf Augenhöhe miteinander agieren, sich gegenseitig unterstützen. Doch das ist nur der Schein. Cleo hat den Tod ihrer Mutter und die Abwesenheit ihres Vaters nie verarbeitet. In den Kreisen, in denen sie als Künstlerin und Studentin verkehrt, wimmelt es von Partys und Drogen. In Franks Kreisen wimmelt es von Party, Drogen und Alkohol. In diesen Strudel geraten auch die Menschen um sie herum. Cleos bester Freund Quentin, der mit seiner Identität zu kämpfen hat. Franks Schwester Zoe, die nicht weiß, was sie mit sich anfangen soll und es schwer hat, als Zwanzigjährige in New York auf dem richtigen Weg zu bleiben. Franks beste Freunde Anders und Sebastian sowie seine Kollegin Eleanor. Letztere bekommt Kapitel mit einem Perspektivwechsel, was ein spannendes Stilelement war.

Ale Charaktere haben keine wirklichen Ziele, lassen sich treiben und drohen, sie zu verlieren. Sie versuchen neue Dinge, reden oder reden eben nicht über die Dinge, die sie wirklich beschäftigen.

Teilweise hätte ich mich ein bisschen mehr Einblicke in die Charaktere gewünscht. Bis auf Cleo bleibt alles sehr oberflächlich, so als würde man kurz durchs Fenster auf eine Szene und ein Leben blicken. Die Beziehung von Cleo und Frank entwickelt sich anders, als ich dachte, aber dennoch erahnt man die Richtung schnell.

Der Schreibstil ist recht nüchtern, und doch schwingen viele Emotionen zwischen den Zeilen mit. Für mich gibt es zu viele lose Fäden und ich hätte gerne mehr Antworten gehabt, als man bekommen hat, vor allem bezogen auf die Nebencharaktere. Das große Lob kann ich nur teilweise nachvollziehen.

Alles in allem hat mich „Cleopatra & Frankenstein“ leider nicht komplett abholen können. Es hinterlässt keinen Nachklang, wie ein Sally Rooney Buch es tut, doch wer die Romane der irischen Schriftstellerin mag, sollte diesem Buch eine Chance geben.

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© 4th Estate

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