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Fourth Wing – Woher kommt der Hype?

Cindy

fourth wing flammengekuesst gebundene ausgabe rebecca yarros - Fourth Wing - Woher kommt der Hype?
© dtv

Spoilerwarnung! Dieser Beitrag enthält Spoiler zum Buch – sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt!

„Fourth Wing“ geht aktuell durch die Decke. Zum Release der deutschen Übersetzung am 15. Juni hat man das Buch in jeder zweiten Insta-Story gesehen. Gefühlt ganz Bookstagram liest aktuell den neuen Roman von Rebecca Yarros. Mich hat die Story auch gecatcht, der Hype, der bereits in Amerika um die Geschichte entstanden ist; das Versprechen, es sei so ähnlich wie „Throne of Glass“ von Sarah J. Maas und natürlich die Drachen.

Was ich ein wenig schade finde, ist die Farbschnitt-Debatte. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, wurde die erste Auflage mit exklusivem Farbschnitt veröffentlicht. Dass dieser Schnitt verdammt cool aussieht, steht außer Frage. Doch viele Vorbestellungen kamen bereits in der zweiten Auflage ohne Farbschnitt an, in Buchläden wurde das Buch nicht gekauft, weil es ja keinen Farbschnitt hat. Ich finde das ziemlich traurig, weil es doch um die Story gehen sollte. Klar, ein schönes Cover und eine gut gemachte Veredelungen sind natürlich ein Augenschmaus und ein valides Kaufkriterium, aber es sollte nicht an erster Stelle stehen. Mein Exemplar kam ohne Farbschnitt an (ich gebe zu, ich habe auch erst zwei Tage vor ET bestellt) und ich fand es nicht schlimm, weil ich richtig Bock auf diese Geschichte hatte. Deswegen lassen wir jetzt mal die Farbschnitt-Debatte hinter uns und steigen ein.

Fourth Wing trifft nämlich den Puls der Zeit (was die NA/ Fantasy-Bubble betrifft). Protagonistin Violet Sorrengail besitzt viele Eigenschaften, die sie einzigartig machen. Ihre Mutter ist eine erbarmungslose Generalin, die hohes Ansehen genießt. Dadurch erhält Violet schon einmal einen Sonderstatus, denn sie ist die Tochter der Frau, deren Namen jeder im Land kennt. Generalin Sorrengail hat vor sechs Jahren einen großen Aufstand niedergeschlagen und dadurch eine Art Heldenstatus erlangt. Die Kinder der Aufständischen wurden gezwungen, den Hinrichtungen ihrer Eltern beizuwohnen und erhielten alle ein Rebellionsmal. Xaden Riorson, der love interest, ist der Sohn des Aufstandsführers und hat somit allen Grund, Violet zu hassen, da ihre Mutter für den Tod seines Vaters verantwortlich ist. Dieser hat wiederum Violets Bruder Brennan getötet, was die Grundstimmung zwischen beiden setzt.

Violet wollte nie Drachenreiterin werden, sondern Schriftgelehrte. Und diese Liebe zu Büchern und Geschichte ist sicher auch ein Grund, warum sie jedem Bücherwurm sympathisch ist. Mir ging es jedenfalls so. Sie ist aber auch sehr willensstark, denn trotz ihrer chronischen Krankheit (diese wird nie benannt, sorgt aber für schwache Knochen und Gelenke) stellt sie sich jeder Herausforderung. Und sie unterliegt, oft! Das macht die Geschichte so nahbar. Vor der Aufnahmeprüfung hatte sie sechs Monate lang Kampftraining, andere von Kindesbeinen an. Sie ist nicht die klassische Überfliegerin, sondern klein, ein wenig zerbrechlich und stur. Sie weiß, dass sie im Kampf niemals gegen einen stärkeren Gegner bestehen kann, daher sucht sie sich andere Mittel, wie Gift! Ich fand es ziemlich genial gelöst, denn wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle die Nase voll von Protagonisten, die innerhalb weniger Wochen alle überflügeln, obwohl sie viel weniger Übung haben. Das ist unrealistisch. Violet verkörpert einen Charakter, der vom Bücherwurm zum Kämpfer geworden ist- wenn wir Geschichten lesen, werden wir das in der Fantasy ja auch in unseren Köpfen.

Natürlich gibt es bei einem Academy-Setting einen Charakter, der sofort zur besten Freundin der Prota mutiert (Rhiannon). Das finde ich meist sehr unrealistisch, aber hier hat es gepasst. Die beiden unterstützen sich gegeneinander, weil es um Leben und Tod geht und jede eine andere Fähigkeit hat, in der sie besser ist. Sie existieren unabhängig voneinander und diese Freundschaft wird nicht der zentrale Lebensmittelpunkt von  Violet, was ich sehr angenehm fand. Und Rhiannon ist besser als Violet in so gut wie allem, was eine ziemlich tolle Konstellation ist.

Xaden ist der geheimnisvolle, moody love interest, der natürlich für Spannung und spice sorgt. Die beiden hassen sich am Anfang, aber dieser Hass ist schnell vorbei. Violet ist eine Protagonistin, die ziemlich schlau ist und logisch denkt. Natürlich hat sie gesunde Angst davor, von Xaden oder jemand anderem ermordet zu werden, doch sie bildet sich eine eigene Meinung. Xaden hat natürlich Geheimnisse, und Violet respektiert diese. Er wiederum respektiert ihre Geheimnisse. Und das Beste? Sie REDEN tatsächlich über ihre Gefühle füreinander!!! Vor allem gegen Ende des Buches, als Violet klar wird, dass sie sich in Xaden verliebt hat. Sie tut diese Gefühle nicht ab, versteckt sich nicht hinter Lügen sondern spricht ihn darauf an. Das war mal richtig cool. Allgemein war die Anspannung zwischen beiden kaum auszuhalten und nach circa 2/3 hab ich mich gefragt, wo den der spicy content ist, über den alle reden. Als es dann endlich soweit war, war es schön zu sehen, wie Xadens Fassade aufgebrochen ist. So ein bisschen wie bei Rhysand – immer cool, immer mit einem Spruch auf den Lippen, doch innerlich sehr verletzlich und sanft.

Und dann kamen die ganzen Plottwists, die man irgendwie nicht recht kommen sieht. Yarros spielt mit den Erwartungen der Leser und immer wenn ich dachte, jetzt weiß ich, was passiert, habe ich mich geirrt. Beim Dreschen beispielsweise war ich mir sicher, dass Violet sich an den goldenen Drachen binden würde (ist ja auch irgendwie passiert) und dann kommt völlig aus dem Nichts dieser riesige schwarze Drache und hat der Geschichte eine andere Wendung gegeben! Echt cool gemacht. Und Violets Kraft, Blitze zu beschwören, hatte ich definitiv nicht auf dem Schirm. Im ersten Moment war ich sogar ein wenig enttäuscht, doch am Ende konnte man sehen, wie wertvoll diese Kraft ist. Wo wir gerade beim Ende sind: Was war das für ein epischer Fight? Endlich mal Gegner, die haushoch überlegen sind und es den Charakteren richtig schwer machen. Die Situation ist aussichtslos und man weiß, dass der Kampf nur mit Verlusten oder Rettung von außen gewonnen werden kann. Okay, am Ende war es Glück, aber ich hoffe sehr, dass die Giftklinge noch Auswirkungen zeigt. Und zum Schluss das Zerwürfnis der beiden, was richtig fies war. Klar, Violet fühlt sich hintergangen und es schmerzt noch mehr, weil man es aus Xadens Sicht liest, der eigentlich nie wirklich etwas falsch gemacht hat. Und dann taucht völlig Unvorbereitet der tot geglaubte Brennan wieder auf! Ein echtes Schocker-Ende, das so Lust auf den zweiten Band macht.

Und ich fand die Drachen auch so cool. Tairn war die Verkörperung von Sarkasmus und Andarna war einfach zuckersüß. Diese Mischung war genial und die mentalen Gespräche haben mich sehr oft zum Schmunzeln gebracht.

Natürlich ist die Geschichte auch absolut brutal – es sterben so viele Charaktere. Und man ist sich nie sicher, wen es als nächstes erwischt. Beispielsweise Jack hätte durchaus auch noch in den Folgebänden auftauchen können, ich war mir nie ganz sicher, ob er es schafft oder nicht. Liams Tod war verdammt hart (auch weil er kurz davor so spektakulär gerettet wurde), aber es musste ein bisschen Herzschmerz am Ende geben. Zwischenzeitlich dachte ich auch Rhiannon wäre die Verräterin – man konnte sich nie sicher sein, wer stirbt oder lebt, wem man trauen kann und wem nicht. Und das macht doch eine ziemlich gute Geschichte aus, oder? Hass und Liebe, Rivalität, Brutalität und Gewalt, Magie und Drachen, große Verschwörungen, Prüfungen… „Fourth Wing“ hat es geschafft, sich die besten Bausteine seines Genres herauszupicken. Dazu kommen sehr gut gezeichnete Charaktere (bis auf Dain… der war einfach doof), spannende Charakterkonstellationen und ein unvorhersehbarer Plot. Ich würde sagen, das Rezept ist aufgegangen.

Was sagt ihr? Lasst uns gern ein wenig in den Kommentaren diskutieren.

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