Kevin Hearne: Papier & Blut
Cindy
Ich habe die Fortsetzung der „Chronik des Siegelmagiers“ von Kevin Hearne sehnlichst erwartet und der Meister der Urban Fantasy hat mich definitiv nicht enttäuscht. Den Leser erwartet das zweite spannende Abenteuer von Siegelagent Al und seinem Hobgoblin Buck, mit allerlei Witz und Charme. Diesmal entführt Hearne uns in ein ganz anderes Setting, es geht nämlich nach Australien.
Wer die „Chronik des Eisernen Druiden“ gelesen hat, der weiß, dass Australien der Kontinent ist, auf dem wir uns im letzten Band von Atticus verabschieden mussten. Ein Wiedersehen mit dem Eisernen Druiden und seinen Hunden war also mehr als wahrscheinlich. Doch die Geschichte beginnt zunächst in Schottland, wo Al einen Hilferuf aus Australien erhält und erfährt, dass zwei seiner Kolleginnen verschwunden sind. Bald wird klar, dass ihr Verschwinden im Zusammenhang mit überirdischen Wesen steht, also machen sich Al und Buck auf zur Südhalbkugel. Bei ihrer Reise müssen sie feststellen, dass Als Sekretärin Gladys, die schon viel Scheiße erlebt hat, definitiv nicht die ist, für die Al sie gehalten hat.
Das Mysterium um Gladys Identität war eines der spannendsten Dinge des Buches, auch wenn das banal erscheinen mag. Ich mochte es sehr, zu rätseln, wer sie sein könnte. Und natürlich ist es ziemlich witzig, dass Al in all den Jahren, in denen sie schon für ihn arbeitet, nie auf den Gedanken gekommen ist, Gladys könnte mehr als nur eine einfache Frau sein.
Generell gibt es sehr viele Mysterien, die hier gelöst werden müssen. Natürlich das Verschwinden der Siegelagentinnen, dann die oder der Urheber hinter dem Auftauchen übernatürlicher Wesen im australischen Busch und die Rückkehr einer alten Bekannten. Es war einfach unglaublich schön, dieses Buch zu lesen, denn Atticus kehrt zurück und ist ein aktiver Teil der Handlung. Zwar war es ungewohnt, ihn als Connor zu bezeichnen, aber irgendwie hat es zu seinem Neustart gepasst. Seine Geschichte hat hier den „full circle“ beschrieben und ich musste ein paar Tränchen verdrücken. Mein Highlight war der Auftritt von Oberon, der nach alter Manier eine Geschichte zum besten geben durfte. Aber Buck stand ihm allerdings in nichts nach und hat das womöglich beste Hobgoblin-Abenteuer aller Zeiten erzählt.
Der Charme mit dem Hearne Geschichten erzählt, ist einzigartig und unübertroffen. Die Charaktere fühlen sich nach kurzer Zeit wie Familie an und wachse einem ans Herz. Hinzu kommt, dass sie alle absolut einzigartig und anders sind. Sie entsprechen zwar Klischees, heben sich aber dennoch grundlegend davon ab. Hearne ist unglaublich kreativ, auch was die Dialoge angeht. Ich bin immer wieder beeindruckt von seinem Witz und könnte mir wirklich seitenlang einen Schlagabtausch zwischen Al und Buck durchlesen oder den Weisheiten von Roxanne lauschen.
Ein weiteres Highlight waren für mich die „Zwischenspiele“, in denen Hearne auf die Papierherstellung eingegangen ist. Als Buchbinderin fand ich das natürlich grandios, aber es fügt sich auch ungemein gut in die Geschichte ein. Immerhin ist Al Siegelagent, Betreiber einer Druckerei und obendrein ziemlich old-school.
Ich habe alles an diesem Buch geliebt! Das Cover ist ein Traum und ich bin ein großer Fan von der Oberon-Zeichnung auf der Rückseite! Ich kann es kaum erwarten, weitere Abenteuer mit der Siegelmagier-Crew zu bestreiten.