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Tracy Deonn: Bloodmarked

Cindy

Nachdem mich „Legendborn – Der geheime Bund“ letztes Jahr, trotz der Artus-Thematik, leider nicht vom Hocker hauen konnte, bin ich mir recht niedrigen Erwartungen in den zweiten Teil gestartet. Dieses Mal habe ich mir das Original vorgenommen, da ich bei der Übersetzung zum ersten Teil doch sehr zu kämpfen hatte. Ich kann sagen, es hat sich definitiv gelohnt! Das Buch las sich sehr viel flüssiger im Original, die Charaktere haben organischer miteinander interagiert und es hat sich generell „richtiger“ angefühlt, diesen Roman im Original zu lesen. Immerhin ist es own voices und im Englischen konnte ich mich besser einfühlen.

Man kommt relativ gut wieder in die Geschichte hinein, da viele Ereignisse aus Band eins noch einmal rekapituliert werden. Leider geschieht das mit einigen Aspekten zu sehr (an dieser Stelle sei nur „cariad“ erwähnt!). Nicks Abwesenheit hat dem Plot gut getan, wie ich ganz persönlich finde. Er ist für meinen Geschmack zu sehr der „golden boy“ ohne jeglichen Makel und das machte das Ganze doch sehr langweilig. Die Mischung aus Bree und Sel ist da viel spannender! Beide sind unglaublich explosiv, aber aus verschiedenen Gründen. Bree möchte selbst über ihr Leben bestimmen, doch sie wird wieder und wieder zum Spielball. Sie wird ständig unter Druck gesetzt und kann damit nicht gut umgehen. Zum Ende hin hat sie mir immer besser gefallen, weil sie sich wirklich mal wie ein Teenager verhalten hat, dem alles zu Kopf steigt! Vorher hatte ich den Eindruck, dass sie eher Mitte zwanzig als sechzehn ist. Aber dieses Problem ist im YA-Fantasy-Bereich ja leider nichts Neues.

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© Simon + Schuster

Sel ist nach wie vor sehr geheimnisumwoben, obwohl man ihn immer besser kennenlernt. Er treibt den Plot voran, ist aber oft auch sehr stur und für meinen Geschmack viel zu loyal. Er stellt seine Bedürfnisse niemals an erste Stelle, was auf Dauer kaum auszuhalten ist. Er und Bree kommen sich immer näher, erst auf freundschaftlicher, später auf romantischer Ebene. Leider hat Deonn diesen Aspekt aber genutzt, um künstliche Spannung in die Handlung zu bringen. Denn sobald Sel und Bree einen Moment hatten (egal in welcher Form) taucht auf der nächsten Seite mit ziemlicher Sicherheit ein Dämon auf, der Bree töten will. Dieses Muster wiederholt sich zu oft und wirkt vorhersehbar. An sich war die Handlung spannend geschrieben- zum größten Teil lag das daran, dass ich wissen wollte, wie sich die Charaktere entwickeln. Leider muss ich aber sagen, dass von all den actionlastigen Szenen kaum etwas hängen geblieben ist, weil es einfach zu viel war. Dieser zweite Band ist tatsächlich eher Lückenfüller geworden, um noch ein paar wichtige Informationen zu droppen, die für das große Finale wichtig sind. Es gab natürlich auch schöne Szenen -die Freundschaft zwischen Bree und William oder ihr und Alice beispielsweise. 

Doch leider habe ich an jedem positiven Aspekt auch etwas Negatives zu bemängeln. Alice beispielsweise ist ziemlich eigenschaftslos – ja, sie ist Brees beste Freundin, lesbisch und aufmerksam. Aber das war es auch schon. Dasselbe gilt für William. Bree ist so sehr auf sich selbst konzentriert, dass neben ihr alle anderen Charaktere verblassen, was unglaublich schade ist. Sie ist die Protagonistin, ja, aber deswegen sollte ihr nicht alles verziehen werden. Oft wirkt sie undankbar und somit unsympathisch. Dieser Eindruck aus dem ersten Band hat sich hier bestätigt. Die letzten 50 Seiten waren wild und ich muss gestehen, dass die Handlung für mich absolut nicht mehr logisch erschienen ist. Das Magiesystem hat so wenig Balance, dass ich da gar nicht mehr durchblicke. Dennoch gibt es da etwas, dass mich fesselt (vermutlich Selwyn Kane) und das mich weiterlesen lässt. Deonn wächst ja auch als Autorin, daher hoffe ich, dass Band 3 ein bisschen mehr Charakterentwicklung (wobei Bree eine wirklich krasse Entwicklung durchgemacht hat) zulässt, weniger Kämpfe um der Spannung Willen und mehr Emotionen.

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