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Tracy Deonn: Legendborn – Der geheime Bund

Cindy

Eine Rezension zu „Legendborn – Der geheime Bund“ von Tracy Deonn (Übersetzung Beate Brammertz) zu schreiben, ist schwer. Einerseits hat mir das Buch durchaus gefallen, andererseits habe ich einige Kritikpunkte. Own-Voices-Fantasy von einer Person of Color -Autorin zu lesen, war eine sehr bereichernde Erfahrung. Ich habe unendlich viele Denkanstöße aus diesem Buch mitgenommen. Doch worum geht es denn eigentlich?

Bree ist 16 Jahre alt und darf durch ein spezielles Programm bereits das College besuchen. Der Verlust ihrer Mutter vor drei Monaten lastet schwer auf ihr. Als sie dann Zeugin eines Dämonenangriffs auf dem Campus wird, erkennt sie, dass sie bereits mit dem Übernatürlichen in Berührung gekommen ist. Sie hegt Zweifel an der Todesursache ihrer Mutter und begibt sich auf die Spuren des Ordens der Tafelrunde sowie ihrer Familie. Dämonen, Magie und die Last der Vergangenheit sowie diverse Rätsel und geheimnisvolle Jungs werden Brees neue Begleiter.

Obwohl Bree eine unglaublich starke, teilweise impulsive und eigenwillige Protagonistin ist, konnte ich mich sehr schwer in sie hineinfühlen. Sie trauert um ihre Mutter und diese Trauer ist omnipräsent. Tracy Deonn hat einen guten Job gemacht und alles sehr greifbar dargestellt und doch konnte ich mich zum Zeitpunkt des Lesens nicht darauf einlassen. Brees Charakter ist unbequem und das soll er auch sein, denn sie ist eine farbige Jugendliche in den USA, die permanent aufgrund ihrer Hautfarbe Ungerechtigkeit erfährt.Brees Wut über die Ungleichbehandlung von Person of Color, die Last, die sie von ihren Ahnen übernommen hat, sind sehr präsent. Ich fand es sehr aufschlussreich, aus der Sicht einer PoC zu lesen, vor allem da die Geschichte in den USA spielt und die Sklavenhaltung in so vielen Dingen mitschwingt. Diese Wut, die Bree in sich trägt, konnte ich besser nachfühlen, auch wenn sie oft schwer zu ertragen war und vielleicht ein wenig zu sehr betont wurde. Andererseits kann ich mich als Weiße privilegierte junge Frau natürlich niemals in Brees Position hineinversetzen und es ist immer unbequem, über Missstände in der Gesellschaft zu lesen. Daher empfehle ich auch dringend, die Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches zu lesen. Dort beschreibt sie noch einmal aus ihrer Perspektive die wichtigsten Themen des Buches und man kann diese in einen anderen Kontext setzten.

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Generell hat Deonn eine große Bandbreite an diversen Charakteren eingebaut. Teilweise war mir diese Queerness aber auch „too much“ (bitte nicht falsch verstehen!), doch ist es nur natürlich, dass gehäuft queere Charaktere auftauchen, wenn ein entsprechendes Umfeld geschaffen wird. „Legendborn“ ist das erste Fantasybuch (welches ich gelesen habe), in dem es einen non-binary Charakter gibt! Die Übersetzerin hat meiner Meinung nach gute Arbeit geleistet (Pronomen: sier) und oft auch kurze Wörter einfach im Englischen belassen, da eine Übersetzung keinen Sinn machen würde. Dennoch sind einige Dinge in der Übersetzung verlorengegangen, da man die amerikanische Jugendsprache nur sehr schwer ins Deutsche übertragen kann. Vielleicht ist das auch  ein Grund dafür, dass ich mich so schwer auf Bree einlassen konnte.

„Legendborn“ hat einen großen Cast an Charakteren zu bieten und vor allem am Anfang hatte ich große Schwierigkeiten, den Überblick zu behalten. Mich haben vor allem die Abkürzungen gestört. Warum muss der sowieso schon kurze Name Sarah zu „Sar“ werden? (Hier wieder der Hinweis auf die Jugendsprache). Auch bei den Titeln, die im Geheimorden der Tafelrunde existieren, habe ich bis zum Ende leider nicht wirklich durchgeblickt. Pagen, Knappen, Erben, Vasallen… das war alles ein wenig unscharf. Da hätte ich mir ein Glossar gewünscht. Am Ende gibt es zwar eine Übersicht zu den verschiedenen Rittern/ Häusern, aber deren Aussagekraft (und Nützlichkeit) ist fraglich.

Was mich an der Geschichte ebenfalls gestört hat, war die Liebesgeschichte. Bree ist erst 16 und natürlich verliebt man sich in diesem Alter schnell und heftig, doch die Beziehung zu Nick hatte nicht wirklich Hand und Fuß. Nicks Charakter bleibt generell absolut blass. Man kann ihn quasi als den Good Guy schlechthin definieren und das wird auf Dauer langweilig. Dahingegen war Selwyn interessanter. Er ist der Magier des Ordens und er wirkt sehr mysteriös, öffnet sich aber im Laufe der Geschichte, was ihn umso interessanter machte. Doch ist eine Dreiecksbeziehung wirklich nötig?

Die Handlung war durchwachsen. Die ersten 200 Seiten empfand ich als besonders zäh, da immer mehr Fragen aufgeworfen werden und kaum Antworten hinzukommen. Mir fehlte es oft an Spannung, an Charakteren, zu denen ich eine Verbindung aufbaue und mitfiebere. Die Story plätscherte eher so dahin. Die letzten 100 Seiten konnten mich fesseln und überraschen, aber der Weg dahin war holprig.

Mir hat das Magiesystem auch nicht so richtig gefallen, da einige Fragen offen bleiben. Bree hat so unglaublich viel Macht, doch ihre Macht fordert kaum Gegenleistung. Dass so viele verschiedene Machtquellen in einer Person vereint sind, finde ich nicht unbedingt gut.

Alles in allem ist „Legendborn“ ein gutes Fantasybuch mit diversen Charakteren und einer Story, die nach einigen Anfangsschwierigkeiten an Fahrt aufnimmt. Ich werde definitiv den zweiten Band lesen und bin durchaus gespannt, ob sich dort alle Fragen final klären.

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